Gedanken von Christel Wallbaum

Lieber David,

An Deiner letzten Ausstellung ist mir eingefallen, dass ich Dir schreiben muss, wie sehr ich Deine Bilder geniesse.

Dein Vorgehen, das gleiche Thema in mehreren Serien zu behandeln, spricht mich sehr an: mag sein, dass es für Dich angenehm ist, zu einem gegebenen Thema die verschiedensten Variationen auszuarbeiten, ganz einem Komponisten ähnlich (und was hat Beethoven mit der kleinen, albernen Melodie von Diabelli nicht alles angestellt!). Für den aussenstehenden Beobachter ist es immer faszinierend, die Phantasie eines Künstlers zu beobachten, wie sie sich um ein bestimmtes Thema entfaltet, welches in der Regel von Dir bestimmt wird, oft über irgendwelche äusseren Einflüsse. Ich kann mich zum Beispiel gut an mehrere Bilder zum Thema des israelischen Sechs-Tage-Krieges von 1967 erinnern; es sind grossflächige Bilder, unter Umständen die «hässlichsten» Gemälde, die Du je gemalt hast. Diese Darstellungen strahlten eine grosse Kraft aus, mit den hölzernen Panzerwagen, die Du in die Leinwand eingearbeitet hast. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich erfreut darüber bin, dass Du die meisten dieser Arbeiten zerstört hast, denn eigentlich denke ich lieber an einige Deiner «freundlichen» und «gefälligen» Bilder; hierzu gehören auch die Ergebnisse Deiner zahlreichen Besuche im Natural Geological Museum und in den Kew Gardens in London. Ich habe diese Gemälde die «blumigen Dinge» getauft; wohlwissend, dass dies eine falsche Benennung ist, denn die Blumen und Pflanzen sind völlig abstrakt dargestellt und könnten durchaus ganz anders interpretiert werden, jedenfalls sehen alle wie positive, sonnige und wohlgesinnte Kräfte aus. Und die Farbenpracht ist augenfällig, obwohl Du bloss eine beschränkte Anzahl von Farben ausgesucht hast. Dein eigenartiger Gebrauch von einigen wenigen Farben, um eine ganze Palette von Farbtönen zu schaffen, ist ein faszinierendes Mittel, welches Du gerne einsetzt und bestimmt eine Deiner grossen Stärken ist. Viele Deiner Bilder erhalten dadurch eine wunderbare Leuchtkraft und Zartheit. Auch bei den späteren, sehr sparsam gemalten, grossen abstrakten Gemälden setzt Du diese Technik äusserst kunstvoll ein. Ich habe sie «heitere Dekoration» genannt, denn mit diesen Bildern lässt es sich leicht und angenehm leben.

Die Serien, welche ich die «Maschinen-Bilder» getauft habe, sind mir ebenfalls sehr ans Herz gewachsen. Zylindrische und andere abgerundete Formen werden mit geraden oder scharfkantigen Linien ineinander verwoben. Und wiederum sind die Farben dieser Formen sanft abgestuft, bilden aber trotzdem ein Kaleidoskop; der erste Blick lässt eher auf einen delikaten Mechanismus einer Uhr (und nicht unbedingt auf eine Farbik) schliessen.

In meinen Augen herrscht in all diesen Bildern die ruhige Stimmung einer wohlausgedachten Szene, die durchaus auf die Zeit zurückgeführt werden kann, in der Du Schauspieler und Bühnenbildner gewesen bist.

Nebst den Abstrakten möchte ich noch die wunderlichen Miniaturen erwähnen, die Du ab und zu zur reinen Entspannung malst. Ich weiss, dass Du sie als «nicht-der-Rede-wert» beiseiteschiebst, aber den Betrachtern bereiten sie grossen Spass und vereinigen einen kuriosen britischen Sinn für Humor mit einem Sinn für das Absurde.

Wenn ich Dein Gesamtwerk betrachte, kann ich nur sagen, dass hier ein wahrer Künstler «unserer Zeit» am Werk ist; einer, der es versteht, die verschiedenen persönlichen, internationalen Einflüsse zu verschmelzen und in seine Kunst zu integrieren. So werden seine Bilder zu einem Ausdruck des Zeitgeistes und sind eine grossartige ästhetische Augenweide für die Betrachter.

Mit allen guten Wünschen,
Deine Christel Wallbaum